Eine Legende erwacht 

(von Lina_Lo)

 

“Berge des Winters - Flammende Zeichen” ist das Erstlingswerk von Jaro Zohar und der Auftakt zu einer epischen Reise in die von Grossmutter Winter erträumte Welt der Bojaren. Ein alter Feind regt sich und bedroht die Heimat der drei entfremdeten Sippen. Doch um ihn zurückzuschlagen, bedarf es vereinter Kräfte. Und des geeinten Wissens um die gemeinsamen Legenden. Und um zu retten, was ihnen am Herzen liegt, müssen Elija, Chenka, Anuscha und Ignati erst ihre ganz eigenen Wege gehen - und jeder den persönlichen Preis dafür bezahlen.

Obwohl die Rahmenhandlung und damit die Ereignisse von aussen, also vom Feind, angestossen und oft von diesem gelenkt sind, ist “Berge des Winters” für mich ein zutiefst charaktergetriebenes Werk. Die vier Perspektivfiguren sind detail- und facettenreich ausgearbeitet und dargestellt. Persönlichkeiten, Motive, Entscheidungen und Handlungen greifen kongruent ineinander und erwecken bei mir das Bild authentischer und eben menschlicher Figuren. Ich habe den Eindruck, dass ich während der Geschichte tief in die Gedanken- und Gefühlwelt aller Perspektivfiguren abgetaucht bin und sie auf eine sehr persönliche Art und Weise kennenlernen durfte. 

Und weil diese Auseinandersetzung der Figuren mit sich selbst und den Umständen in ihrer ganzen Komplexität zugänglich gemacht wird, dauert es eben seine Zeit, bis der Eindruck entsteht, dass die PortagonistInnen allmählich Kontrolle über die Ereignisse erlangen. Dies mag stellenweise zu etwas zähen Momenten führen, wenn man auf rasantes Pacing aus ist. Dafür wird man mit Geheimnissen entschädigt, die in vielerlei Gestalt - als Mythen und Legenden, Visionen und Träumen - in den Plot verwoben sind und zum Mitdenken und Spekulieren einladen. 

Das Mitleiden und -Denken lohnt sich dann schlussendlich auch. Während die verschiedenen Haupt- und Nebencharaktere allmählich zueinanderfinden, fallen die einzelnen Puzzlestücke an ihren Platz und enthüllen das gut durchdachte Gesamtbild. Die Perspektiven ergänzen sich, verleihen den jeweils anderen noch mehr Tiefe und Eindringlichkeit. Die Dynamik der Geschichte verändert sich, die Handlung nimmt rasant Fahrt auf. Der Autor belohnt das Publikum mit geschickt eingefädelten und gut vorbereiteten Plottwist und Enthüllungen und einem überzeugenden Zusammenspiel der aufgebauten Perspektiven. Einzig die Beschreibungen von Gewalt und Kampfhandlungen - die Bilder des Leidens - sind für mich in ihrer Ausführlichkeit etwas grenzwertig dargestellt.

Eingebettet sind Handlung und Charaktere in ein imposantes Berglandsetting und eine interessante Sippenkultur. Die allgegenwärtige Magie der Ahnen, die diese Welt durchdringt, zeigt sich auf unterschiedliche - teils subtile, teils offensichtliche - Weise in verschiedenen Formen und Personen. Und bleibt trotz dieser Diversität ein stimmiges Gesamtkonzept. Dadurch entstand bei mir beim Lesen dieses Gefühl, in ein mystisches Zeitalter eingetaucht zu sein, vielleicht sogar die Entstehung einer Legende zu verfolgen. Zu diesem Eindruck trägt auf jeden Fall auch der Schreibstil bei. Zugegeben, etwas gewöhnungsbedürftig war dieser beim Einstieg schon. Die Sprache, die Jaro Zohar für dieses Buch erschafft, ist stilistisch markant und wirkt auf mich äusserst atmosphärisch. Obwohl der Stil altertümlich anmuten mag, wirkt er nicht gekünstelt oder aufgesetzt - und wird vor allem konsequent angewendet.

“Berge des Winters - Flammende Zeichen” bewegt sich in vielerlei Hinsicht eher abseits des Mainstreams. Das soll dem Buch aber nicht zum Nachteil gereichen. Zohars Debüt überzeugt in meinen Augen mit einem originellen und mystischen Setting, schreibhandwerklichem Geschick und vor allem durch bewegende und berührende Figurenentwicklung. In mir hat es die Lust auf epische Abenteuer entfacht. 

Episch in einer ganz neuen Dimension 

(von Bettinaviolabarth)

 

 "Die Berge des Winters - Flammende Zeichen" von Jaro Zohar sind für mich mitreißend und episch, in anderen Worten kann ich das wirklich nicht ausdrücken, dass mich dieses Buch wirklich positiv überrascht hat. es gibt Gefahren, Prüfungen, eine mitreißende Geschichte und Charaktere, die einen von Anfang an in den Bann ziehen. Dabei ist die tiefgründige Charakterentwicklung wirklich gut gekonnt. Obwohl das Buch nicht nur ein, sondern vier Hauptfiguren hat, wird ihre Vielschichtigkeit  bei jedem einzelnen betont und und mit ganz viel Liebe zum Detail beschrieben.

Trotz innerer Konflikte und äußerer Herausforderungen gewährt uns der Autor einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren, die dadurch nicht einfach relatable und überhaupt nicht austauschbar wirken - ein wichtiges Detail, was für mich ein Stück weit ein Qualitäts Kriterium für gut geschriebenen Fantasy ist und bei dem für mich auch viele Bücher durch Oberflächlichkeit in letzter Zeit gescheitert sind.

Des weiteren gibt es nicht nur tiefe Charaktere, sondern eben auch Spannung durch die äußere Bedrohung, die die Handlung vorantreibt. Dadurch ist der Roman in seinem Schreibstil sehr dynamisch und man kann das Buch einfach nicht zur Seite legen! Allerdings möchte ich sagen: es geht ganz schön zur Sache in Sachen Gewalt und Kämpfe, bitte sei dir dessen bewusst, vielleicht ist es nichts für schwache Nerven.

und ich möchte eigentlich auch gar nicht mehr zu der Handlung verraten und diese Rezension frei von  Spoilern lassen.

es passiert tatsächlich sehr selten, dass ich ein Buch von vollem Herzen empfehlen kann, hier kann ich das aber guten Gewissens tun. Für mich die volle Punktzahl! "